Von Fundsachen, Dias und Parkplätzen
Ordentlich digital
Papierchaos auf dem Schreibtisch war früher, heute kommt noch das Durcheinander auf dem Desktop dazu. Genug von beidem hatte Frank Thelen. Deshalb gründete er zusammen mit Marc Sieberger und Alex Koch 2011 doo. Das Start-up hat drei ehrgeizige Ziele: Alle Dokumente an einem Ort, geordnet und digital.
Geht eine Rechnung im Chaos unter, folgt die Erinnerung einige Zeit später – Mahngebühren inklusive. Frank Thelen kennt dieses leidige Problem aus eigener Erfahrung. „Ich lese keine Post, deshalb blieben manche Rechnungen bei mir unbeachtet liegen.“ Manche so lange, bis der Gerichtsvollzieher kam.
Die teure Schlamperei brachte Frank Thelen, Marc Sieberger und Alex Koch auf die Idee, ein neuartiges Programm zur Verwaltung von Dokumenten zu entwickeln. Alle Unterlagen – analoge und digitale – sollen mit seiner Hilfe in einer Cloud gespeichert werden. Dort kann der Nutzer der doo-App jederzeit auf sie zugreifen. Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet bereits der Webdienst Dropbox. Thelen möchte jedoch einen Schritt weiter gehen. „Das Programm soll automatisch erkennen, ob es sich bei dem Dokument um eine Rechnung, einen Vertrag, eine Quittung oder sonst etwas handelt.“ Doo versieht die Dateien also selbstständig mit einem Schlagwort. Mittels optischer Zeichenerkennung (OCR) erkennt das Programm den Text und ordnet ihn der entsprechenden Kategorie zu. Das funktioniert auch bei analogen Dokumenten. Sie werden digitalisiert, indem per Smartphone ein Bild von dem Papier gemacht wird und dieses dann als PDF gespeichert wird.
Das erklärte Ziel von doo ist das papierlose Büro. Allerdings ist der Weg dahin noch weit. Thelen weiß: „Am Anfang werden wir noch Brücken in die analoge Welt bauen müssen.“ Schließlich werden in Deutschland die meisten offiziellen Unterlagen immer noch analog verschickt. „Langfristig wollen wir aber einen Datenbus aufbauen. Das bedeutet: Wir holen die Daten dort ab, wo sie entstehen. Die Stromrechnung etwa würde dann vom Energieversorger auch ans doo-Konto geschickt werden.“ Und natürlich – so der Zukunftstraum – soll das Programm auch daran erinnern, wenn eine Rechnung fällig ist. Entscheidender als die Lösung von technischen Abläufen wird aber sein, ob genug Nutzer bereit sein werden, persönliche Unterlagen – von Rechnungen über Kostenvoranschläge bis zu Verträgen – in der Cloud zu verwalten.
Noch muss viel Geld in die Entwicklung von doo gesteckt werden. Zehn Millionen Euro wollen die Gründer investieren, um ihr Team aufzustocken und neue Technologien zu kaufen. Geld wollen sie langfristig mit dem Freemium-Modell verdienen. Momentan testen die Nutzer noch die Software mit einem Gigabyte Datenspeicher. Wenn sie später mehr wollen, zahlen sie je nach Speichergröße zwischen vier und 20 Euro pro Monat. Die Zielgruppe sind zunächst hauptsächlich Privatnutzer. „Den Sprung in die Geschäftswelt schaffen wir dann, wenn Privatnutzer anfangen, doo auch beruflich zu verwenden“, ist Thelen zuversichtlich. Doch aktuell steht das Geldverdienen für den 37-jährigen und seine Gründerkollegen nicht im Fokus. „Man baut kein Unternehmen auf, um Geld zu verdienen“, zitiert er den Apple-Mitbegründer Steve Jobs. „Das ist manchmal die Konsequenz, sollte jedoch niemals die Motivation sein.“ Passend zu diesem Credo sind die Bezahlversionen von doo noch nicht frei geschaltet.
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