Von Fundsachen, Dias und Parkplätzen


Gründer

Finden und gefunden werden

Normale Fundbüros arbeiten nicht besonders erfolgreich: Gerade mal 20 Prozent der bei ihnen abgegebenen Fundstücke landen wieder bei ihrem Besitzer. Thomas Ott (28) und Christoph Kind (29) möchten mit ihrem Online-Fundbüro “BringMeBack” mehr Verlierer glücklich machen.

Alle 34 Minuten verliert in Deutschland jemand sein Notebook, alle 35 Sekunden ist ein Schlüsselbund weg und alle 15 Sekunden ein Gepäckstück futsch – das meiste davon auf Nimmerwiedersehen. Denn auch der ehrlichste Finder kann nicht riechen, wem ein Fundstück gehört. Und selbst im Fundbüro kommt man bei dem Problem nicht weiter. Meldet sich der Besitzer nicht, kommt das abgegebene Teil irgendwann unter den Hammer. BringMeBack will Schluss machen mit herrenlosen Sachen. Jeder wertvolle Gegenstand – so das Konzept des Online-Fundbüros – erhält einen Code. Der wird entweder aufgeklebt oder angehängt und auf der Internetseite von BringmeBack registriert. Geht das Teil verloren, kann der Finder den Code eingeben und sehen, wie hoch der Finderlohn ist. Um die Motivation zum Ehrlichsein zu erhöhen, empfiehlt Christoph Kind, grundsätzlich etwas mehr anzulegen als die gesetzlich veranschlagten fünf Prozent des Wertes.

Der Finder entscheidet, ob BringMeBack seine Email-Adresse weiter geben darf. „In 80 Prozent der Fälle ist das so“, sagt Ott. Den Austausch von Gegenstand gegen Finderlohn regeln die beiden beteiligten Parteien dann unter sich. Möchte ein Beteiligter anonym bleiben, ist auch das kein Problem. „Im Bedarfsfall hilft ein BringMeBack-Mitglied bei der Übergabe“, erklärt Ott. Der Finderlohn wird in diesen Fällen auf das Konto des Unternehmens überwiesen. Ist der Gegenstand sicher beim Besitzer angekommen, bekommt der Finder das Geld. BringMeBack selber profitiert vom Finderlohn nicht. „Das würde den Prozess sehr komplex machen“, erläutert Thomas Ott den Verzicht. „Wir müssten alle Unterhaltungen zwischen Finder und Besitzer überwachen, damit wir die Gebühr auch erhalten.“

Geld verdienen muss das Start-up also anderweitig. Die Haupteinnahmequelle des virtuellen Fundbüros ist die White-Label-Lösung für Unternehmen: Die können ihr Logo neben den Codes auf die Marker drucken und sie dann als Werbegeschenk an ihre Kunden weitergeben. Weitere Einnahmen erwirtschaftet BringMeBack durch ihre Franchise-Nehmer. „Lost and Found“, so Thomas Ott, „ist ein internationales Thema.“ Neben Deutschland gibt es BringMeBack auch in Österreich, Italien, England, Schweiz und Rumänien. Spanien und Australien sollen folgen. Diese zahlen eine Provision vom Erlös der verkauften Produkte an das deutsche Start-up. Ansonsten sind die ausländischen BringMeBack-Seiten selbstständige Unternehmen.

BU. Foto: PR

Mit diesen Aufklebern findet Verlorenes zum Besitzer zurück. Foto: PR

Dass sich ihr Online-Fundbüro so schnell ausbreiten würde, damit hatten die Gründer zu Beginn nicht gerechnet. „Wir wollten uns einfach selbstständig machen“, sagt Christoph Kind rückblickend. 2011 hatte sich der studierte Informatiker mit dem Betriebswirt Thomas Ott zusammengetan und im Juli 2012 hatten die beiden ihr Anfangskapital bei 184 Investoren auf der Crowdfunding-Plattform seedmatch.de eingesammelt. Den größten Teil der 100.000 Euro investierten sie in die Entwicklung der Website und in das Design und die Produktion der so genannten Marker, also der Aufkleber und Anhänger. „Am Anfang sind die Aufkleber immer abgegangen und die Codes auf den Anhängern waren zerkratzt“, erinnert sich Ott. Inzwischen gibt es fünf verschiedene Arten von Anhängern, codierte iPhone-Hüllen und sogar Anhänger für Haustiere.

Ein Problem kann BringMeBack jedoch in keinem Land lösen: Der Finder muss auch in Zeiten virtuell organisierter Fundbüros vor allem eins sein: ehrlich.

www.bringmeback.com

Auf der nächsten Seite erfahren Sie, wie Sie ihr Papierchaos beseitigen können.

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