Forschen im Wohnzimmer
Wissenschaftler beantworten Fragen
Im Labor haben die japanischen Forscher bereits drei Proteine ausfindig gemacht, die mit einem bestimmten Krebstumor in Verbindung gebracht werden. Drei Millionen Wirkstoffe kommen in Frage, die die Proteine blockieren könnten. Und hier kommen die Cruncher ins Spiel: Sie ermitteln die geeignetsten Wirkstoffe, bevor die Forscher dann in der Realität ihre Verbindung mit den Proteinen testen. Auf der Homepage des Projekts schreiben die Forscher, dass ihre Untersuchung mit ihrer Rechnerinfrastruktur etwa 8.000 Jahre dauern würde. Mit der Hilfe der Crowd sollen es nur zwei Jahre sein.
Die Cruncher selbst haben nur selten die nötige wissenschaftliche Ahnung, um ein solches Forschungsprojekt in Gänze zu verstehen. „Ich muss mich nicht mit den Proteinen auskennen, die ich bei den Krebsforschungen berechnen soll“, sagt Hoshione. Wer will, kann die Forscher allerdings online befragen und so selbst etwas dazu lernen. Das ist für viele Unterstützer ein wichtiger Anreiz.
Wer mitforschen will muss nur die Software – die bekannteste und kostenlose heißt BOINC – aus dem Internet laden, installieren und kann sich hinterher für beliebig viele Projekte registrieren. Das Programm kann sich dann in Form des Bildschirmschoners einschalten oder läuft komplett im Hintergrund und greift ungenutzte Prozessorzeit ab. Es lädt Arbeitspakete aus dem Netz herunter und schickt die Ergebnisse an die Server der Uni zurück, wenn es zu Ende gerechnet hat. Dort werden die Daten dann zusammengesetzt und ausgewertet.
Cruncher wie Hoshione sehen nicht, was der Computer gerade berechnet, können sich aber nach Abschluss der Berechnungen über die Ergebnisse ihrer Arbeit informieren. Man sollte sich die Projektbeschreibungen gut durchlesen bevor man daran mitrechnet, rät Hoshione. Es sei schließlich auch möglich, die Rechenkapazität zu missbrauchen – etwa, um Verschlüsselungscodes zu knacken.
Suche nach Primzahlen
Wie sich die Milchstraße verändert
Suche nach Außerirdischen
Krankheiten bekämpfen
Hatte Albert Einstein Recht?
Rechnen für sauberes Trinkwasser
Suche nach Aliens
Angefangen mit dem verteilten Rechnen hat Hoshione im Jahr 2000, als ihn Freunde aus den USA auf ein Projekt aufmerksam machten: SETI@home. Mit Hunderttausend anderen suchen sie nach Außerirdischen. Radioteleskope zeichnen dazu das Hintergrundrauschen im Universum auf und verwandeln es in Daten. Die Computer durchforsten die Daten nach Abweichungen, die auf Anzeichen außerirdischer Intelligenz schließen lassen. Mittlerweile rechnet Hoshione seit über zehn Jahren mit, zusammen mit 2.000 anderen Crunchern im deutschen SETI-Team. Aliens haben sie bisher allerdings nicht gefunden.
Um vielleicht doch noch welche zu finden, lassen sich die Cruncher Kniffe einfallen, die ihre Computer leistungsfähiger machen. „Ich kann zum Beispiel auch die Grafikkarte meines Computers mitrechnen lassen“, erklärt Hoshione. Denn je mehr er berechnet, umso mehr Punkte erhalten er und sein Team. „Am Ende des Tages in der Rangliste weiter oben zu stehen, ist schon schön“, sagt Hoshione.
Der Preis des Mitforschens: Eine höhere Stromrechnung, weil der PC länger läuft und mehr leisten muss. Unterm Strich mache das mindestens 20 Euro Mehrkosten pro Monat aus, sagt Hoshione. Das nehmen er und seine Frau allerdings gerne in Kauf, genauso wie das permanente Rauschen und Summen des PCs. Forschen ist eben das größte Hobby von Hoshione.
Seiten: 1 2