Das Fußballsuperhirn
Mithilfe einer gigantischen Fußball-Datenbank, dem so genannten SportsLab, will der 1. FC Köln zurück in die 1. Bundesliga. Das System liefert Infos zu fast allem.
Das Heiligtum des 1. FC Köln liegt etwas abseits: Ein Kiesweg führt durch ein schmales Tor, das Schild daran leicht bemost, dann über ein paar Treppenstufen hinunter in die Informationszentrale des Fußballclubs. Hier, in den Katakomben des Franz-Kremer-Stadions neben dem Geißbockheim, betreibt der FC seit fünf Jahren das SportsLab, ein gigantisches digitales Fußball-Labor.
150 Fußballspiele aus den europäischen Wettbewerben – von der Bundesliga bis zur zweiten portugiesischen Liga – zeichnet der FC pro Woche auf, um auf diesem Wege nach potenziellen Neuzugängen zu suchen. Mittlerweile hat die Datenbank eine Größe von 80 Terrabyte erreicht, was der Kapazität von rund 19.000 DVDs entspricht. Doch der Verein kann auf unzählige weitere Informationen zugreifen: Muskelverletzungen von C-Jugendspielern werden hier genauso erfasst wie Leistungsdaten der FC-Profis oder Details über die Taktik des nächsten Gegners. Im Interview erklärt der Leiter des SportsLab, Boris Notzon, wie die Datenbank dem Verein weiterhilft.
Im Januar 2008 spielte der FC bereits die zweite Saison in Folge in der zweiten Liga. Trotzdem waren die Kölner vorsichtig optimistisch, sich schon bald wieder im fußballerischen Oberhaus etablieren zu können: Die Mannschaft belegte einen Aufstiegsplatz, die Schulden waren überschaubar, auf der Trainerbank saß Wunsch-Kandidat Christoph Daum. Die Eröffnung des Sportslab wurde als weiterer Schritt nach oben gesehen, zumal die Einrichtung zu dem Zeitpunkt in Deutschland einmalig war. Sogar der FC Bayern und der neureiche FC Chelsea kamen vorbei, um von den Kölner Daten-Analysten zu lernen. Darauf wollte sich der Club aber nicht ausruhen.
Auf dem Dach des Franz-Kremer-Stadions hat der FC mittlerweile zehn Satellitenschüsseln installiert, um alle benötigten Fußballspiele empfangen zu können. Die aufgenommenen Partien landen in der Datenbank des Vereins auf einem Server der Firma Netcologne. Acht fest angestellte und 20 freie Mitarbeiter sichten die mehr als 150 Spiele, die pro Woche aufgezeichnet werden. Die Scouts befassen sich dabei jeweils intensiv mit einer Region auf der Fußball-Landkarte. Fällt ihnen ein Spieler auf, legen sie für ihn einen eigenen Eintrag in der Datenbank des SportsLab an und bewerten seine Leistung nach einem festgelegten Kriterienkatalog. Mehr als 6.700 Spieler sind so schon in der Datenbank des FC gelandet. Sind die Mitarbeiter auch nach vielen Wochen Computer-Observierung noch von einem Spieler überzeugt, nimmt in der Regel ein Spielerbeobachter der Kölner den Fußballer vor Ort unter die Lupe.
Auf der nächsten Seite: Wie der FC auch den Nachwuchs unter die Lupe nehmen will.
Seiten: 1 2